Intel-Motherboard-Bügel selbst gemacht

Zuerst stellt sich natürlich die Frage, warum man überhaupt über Ersatz für die serienmäßig in vielen Intel-Motherboards verbauten Bügeln nachdenken muss.

Mein Grund hat zwei "Schornsteine", 4 gefederte Bügel und sieht an sich ganz harmlos aus. Der Täter: AquaComputer Twinplex P4:

Der Täter: AquaComputer Twinplex P4

Hier das unschuldige Opfer seines reissenden Gemüts: ein normalerweise hinter dem Motherboard verlötete Bügel eines Abit IC7-G ...

Das Opfer: seriemäßig verlöteter Bügel

... der früher hier seine Heimat fand:

Der Tatort: Bügelheimat am Abit IC7-G

Die Rettung für alle vom Nachlöten der Bügel (dank Haltbarkeit von max 6-8 Wochen) Frustrierten: Büroklammern in den Ausführungen standard, maxi und deluxe (v.l.n.r.):

Die Rettung: Büroklammern in den Ausführungen standard, maxi und deluxe

Während die deluxe Büroklammer in Silberoptik zum ehemaligen Premiumanspruch des IC7-G passt, kann die verwendete Kneifzange leider nicht mithalten ;-) ... :

Ersatzteil und Werkzeug

... dafür verrichtet sie ihre Arbeit aber um so problemloser. Hier erhält man durch einfaches Abknipsen des unteren Stegs zwei potentielle Motherboard-Bügel:

... nach dem ersten Arbeitsgang ...

Als nächstes muss man die Bügel auf die vom Motherboard vorgegebenen Radius bringen. Als Vorlage dient am einfachsten das unschuldige Opfer ...

Klammerradien angepasst

... dessen Hilfe auch bei der Markierung der späteren Biegepunkte nützlich ist. Da der Originalbügel durch das Motherboard reicht und hinten durch zwei Lötstellen verankert ist, dient seinen Länge 1:1 als Vorgabe für die späteren Biegepunkte.

Beinchenlänge markiert

Als nächstes muss der Ersatzbügel in die Öffnungen des Motherboards gefädelt werden. Der Druchmesser passt perfekt in die vorgegebenen Löcher und die unterschiedliche Beinlänge der Rohlinge kommt hier sehr zu pass, da man erst eines einführen und dann das zweite ausrichten kann. Aber Vorsicht beim Ausrichten - bitte nicht direkt auf der Motherboard-Oberfläche entlangkratzen, das kann die dort verlaufenden Leitungen beschädigen. Lieber den Spielraum von 2-3mm nutzen und 'in der Luft' biegen:

ein Bein eingefädelt

Nun kann man das Motherboard herumdrehen und erkennt die überstehenden Beinchen auf der Rückseite. Mit Hilfe der vorhin gemachten Markierungen bringt man den Bügel auf die richtige Höhe und ...

Motherboard-Rückseite mit hervorstehenden Beinchen

... hält ihn während des Biegens am besten mit einer Zange in Position. Am einfachsten ist hier eine Zange mit breitem, flachen Kopf, mit der man beide Beinchen gegen das Motherboard abstützen kann, aber auch andere Zangen funktionieren mit dem entsprechenden Geschick:

Mit einer Zange hält man den Bügel fest ...

Beim Ümbiegen der Beinchen ist darauf zu achten, dass man sie in ein Richtung biegt, in der man keine Lötstellen oder Bauteile berührt, sonst könnte man Kurzschlüsse verursachen. (ggf. kann man die Beinchen natürlich auch etwas kürzen oder die vorstehenden Stellen abdecken)

... während man die Beinchen auf der Rückseite umbiegt.

An sich wäre die Arbeit nun erledigt, allerdings kann man zur Sicherheit noch die Beinchen so abdecken, dass sie nicht mit dem Motherboard-Träger des Gehäuses in Kontakt kommen. (Ich bezweifle, dass es zu Problemen kommen würde, da die Bügel daduch lediglich geerdet werden, aber da sie im Originazustand nicht geeredet sind, kann es jedenfalls nicht schaden.)

Zur Abdeckung kann man verschiedene Materialen benutzen, Moosgummiplatten aus dem Modellbau zum Beispiel, aber auch ein simpler Teppichrest reicht aus.

was man zur Abdeckung braucht

Bei der Befestigung kann man zwei Wege gehen:

1. Man klebt das Material direkt über die Beinchen ans Motherboard:

Abdeckung direkt am Motherboard befestigt

2. Man klebt das Material mit doppelseitigem Klebeband ...

doppelseitiges Klebeband am Teppichrest

an die entsprechende Stelle des Motherboard-Trägers:

Abeckung im Gehäuse verankert

Der Erfolg: Ein neuer, besserer Bügel Marke Eigenbau ...

Der neue Bügel in all seiner Pracht ...

... an dem, neben dem Übeltäter Twinplex P4, auch der serienmäßige Luftkühler problemlos hält.

... und bei der Arbeit.

Fazit

Nachdem ich vor 1 1/2 Jahren zwei Mal binnen weniger Wochen, trotz dickere Lötstellen, einen ausgrissenen Motherboard-Bügel hatte, erwieß sich diese Konstruktion als problemlos. Weder 1 Jahr Wasserkühlung, noch einige Monate mit dem Original-Luftkühler konnten ihr etwas anhaben, und endlich konnte ich meinen Rechner einschalten, ohne mir über die Verankerung meines NB-Kühlers Sorgen zu machen.

Etwas wichtiges aber noch am Schluss: Dieser Umbau verletzt mit ziemlicher Sicherheit ;-) die Garantiebedingunen des Motherboards, er verlangt zumindest rudimentäre handwerkliche Fähigkeiten und eine entsprechende Konzentration bei der Arbeit.

Ich empfehle diesen Umbau also nur für Leute die sich des Risikos bewußt sind und deren Motherboard schon durch ausgerissene Bügel geplagt wurde. Für Beschädigungen oder Probleme, die IHR während des Umbaus habt, übernehme ich keine Verantwortung!